DAS SCHICKSAL
Nichts ist gewesen, nichts wird sein, alles ist jetzt! Das Schöpfungswerk währt in seiner Unbeweglichkeit. Zugleich gibt es vergangene und auch zukünftige Zeiten. Nur wir, unser „Ich bin“ durchwandern dieses fertige Geschehen und bilden so in unseren Gedanken den Begriff der Zeit. Wir durchleben Augenblicke und ziehen an ihnen vorbei, um in weitere einzutreten. Das Teilchen des Schöpfungswerks, das unser Schicksal ist, wickelt sich in unserem Wesens-Bewusstsein wie ein Film ab. Wir durchschreiten das gegebene Geschehen, welches durch seine Realität auf uns wirkt, und beobachten die anderen Schicksale um uns herum.
Stellen wir uns das Schöpfungswerk als einen aus Zellen bestehenden Körper vor. Jede Zelle ist irgendeine Handlung, ein Schicksal von etwas oder von jemandem. Alles, was um uns herum ist, hat sein Schicksal, seine Handlung. Der Stein, die Pflanze, die Lebenwesen, den Menschen eingeschlossen, besitzen es. Auch die Dinge, Werke die von des Menschen Hand geschaffen wurden, besitzen es, auch Blitz und Donner besitzen es, die Wolke am Himmel, das Wassertröpfchen, das von den Wolken herniederfällt. Alles ist Bestandteil des Schöpfungswerks, in dem auch die Handlung und ihren Platz hat.
Durch unser Wesens-Bewusstsein treten wir an einer Stelle in das Schöpfungswerk ein, in eine dieser Zellen, also in ein fertiges Geschehen, das wir „unser Schicksal“ nennen. Es geht also um nichts anderes als darum, dass wir mit der Entwicklungsbewegung, die wir „Zeitlauf“ nennen, die ganze fertige Handlung durchschreiten und sie uns bewußt machen (sie durchleben). Ganz gut könnten wir zu einer beliebigen Zeit auch eine andere auf uns nehmen. Es ist etwa so, als wenn wir vor einer Bücherei stehen, und uns einen Roman von rechts oder links in den oberen oder unteren Fächern auswählen. Wir wählen uns einen aus, beginnen ihn zu lesen und binden uns voll in seinen Handlungsinhalt ein. Wir versetzen uns in die Zeit dieser Handlung, die sich vor uns entfaltet und zeitlich abwickelt. In der Bücherei war die Handlung fertig und statisch, ohne Zeitfolge. Die haben erst wir geschaffen, im eigenen Sinn, als wir fortschreitend die Handlung des Romans wahrnahmen. Wenn wir die Handlung des Romans im Voraus kennen würden, könnten wir uns den ganzen Inhalt auf einmal vorstellen.
Das Schöpfungswerk währt. Die Zeit tragen wir in es durch unseren Sinn hinein. Wir geben ihm eigentlich keine Zeit. Es benötigt sie in seinem statischen Sein nicht. Die Zeit schaffen wir nur für uns selbst, um sie zerteilt wahrnehmen zu können.
Mit unserer Geburt treten wir in ein fertiges Schicksal ein. Wir treten gerade darum in dieses bestimmte und nicht in ein anderes ein, weil wir ihm gesetzmäßig mit unserem gedanklichen Aufbau, unserer psychischen Qualität, unserer Einstellung zum Leben und unserem Entwicklungsgrad entsprechen. Durch unsere Qualität und Denkweise schaffen wir im Leben Taten und eigene Kundgebungen. Die sind Ausdruck unser selbst, und werden daher automatisch zu Faktoren, die sich verhältnismäßig an der Vorherbestimmung des weiteren Schicksal beteiligen. Aber nur verhältnismäßig. Es sind hier noch weitere Faktoren mit ihrer Beteiligung. Das sind die äußeren Einflüsse und Beziehungen der Umgebung zu uns, auch unsere Beziehungen zur Umgebung.
Anders gesagt: Unsere Taten und Kundgebungen sind das Produkt unserer Qualität und Entwicklungsgrades. Das Gesetz der Reflexion überträgt sie in weitere Leben. Sie sind der Hauptfaktor beim Aussuchen unserer nächsten Geburt, also unseres Schicksals. Aber sie sind nicht die einzigen.
Stellen wir uns vor, dass wir im Schicksal, welches wir gerade leben, mit verschiedenen Menschen verkehren. Wir empfinden zu ihnen größere oder kleinere Sympathien, Abneigung oder Gleichgültigkeit. Dadurch fesseln wir uns mehr oder weniger an sie. Die Fessel ist vielleicht augenblicklich und schwach, oder bei größeren Sympathien langdauernd und stark.
Für den Mensch ist es nicht gleichgültig, mit wem er verkehrt, aber hauptsächlich, wem er seine Sympathien öffnet. Menschen, an die wir uns mehr oder weniger gebunden haben, ziehen uns mit ihrem Einfluss zu ihrem künftigen Schicksal und wir wiederum binden uns mit unserer Sympathie an sie. Das ist z.B. der Grund, warum Menschen, die in ihrer psychischen Form gleich deformiert sind, nicht miteinander verkehren sollen und auch nicht mit ihren Sympathien die Wesens-Bindungen zueinander festigen, oder warum entwicklungsmäßig reife Wesen sich gefühlsmäßig an niemanden zu sehr binden, aber im Gegenteil sich bemühen alles gleich gern zu haben. Damit ist nicht die Beziehung der einzelnen Menschen zueinander gemeint. Wenn diese zwischen den Menschen nicht bestände, hörten die Menschen auf, sich zu vermehren. Der Mensch muss zum anderen Mensch eine Beziehung haben, aber zum Unterschied von entwicklungsmäßig niedereren Menschen wird er nicht zum Sklaven dieser Beziehung.
Anders gesagt: er hat eine Beziehung zu gewissen anderen Menschen (Eltern, Frau, Kindern), aber er stellt sie mehr ins Bewusstsein der Allgemeinheit, als der auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe stehende Mensch. Ansonsten werden die persönlichen Bande ein Faktor, der die künftige Geburt beträchtlich beeinflusst. Also unsere Qualität und Äußerung zusammen mit den seitlichen Einflüssen dieses Lebens entscheiden über unser künftiges Leben.
Zufolge dieser Gesetzmäßigkeit halten manchmal im Laufe vieler Leben Familien und Gesellschaften zusammen und die Wesen werden oft im Laufe vieler Leben in das gleiche Volk oder die gleiche Landschaft geboren.
Das Dasein ist ewig. Der Lebenspuls und die Entwicklung ist nur in unserem Sinn, welcher sie nur als ob schrittweise durchsieht. Das Schöpfungswerk währt und ist aus Einzelschicksalen von allem zusammengesetzt. Wir inkarnieren schrittweise in die menschlichen Schicksale, die wir wahrnehmen und durchschreiten. Diese Schicksale sind im Voraus geschaffen, und wir nehmen sie als fertig an. Das bedeutet, dass die Geschehnisse und Vorgänge fest gegeben sind, nur wir kennen sie nicht im Voraus. Das ist durch unsere Entwicklungsunvollkommenheit verschuldet. Wenn an unserer Wiege ein sehr guter Hellseher stände, könnte er das sehen und beschreiben, was uns im Leben erwartet, und wie unser Schicksal aussieht. Ebenso der erfahrene Astrologe. Wir wissen doch, das Menschen mit hellseherischen Fähigkeiten existieren, und die Astrologie bietet uns auch überzeugende Beweise über ihre Fähigkeit, den Lauf der Planeten mit den irdischen, menschlichen Schicksalen zu vergleichen. Doch die momentane Gruppierung der Sterne und ihre Bewegung ist als wie das kodierte Abbild des gleichen Seins und Geschehens auf unserem Planeten. Wenn der Astrologe berechnen kann, wie die Sterne standen oder stehen werden wann immer in jeder beliebigen Zeit, und wenn er ihre Stellung richtig dekodieren kann und übertragen kann auf das Sein und Geschehen dieses Augenblicks, kann er auch feststellen, was und wie es war oder wird. Darüber hat die Astrologie schon viele Beweise erbracht und ist fähig, sie jederzeit zu erbringen. Ihre Existenz ist berechtigt, und ihre Ergebnisse sind objektiv.
Wenn wir diese Möglichkeiten anerkennen, dann sind sie der Beweis dafür, dass die Schicksale feststehen und fertig sind und dass wir in etwas eintreten, was schon früher geschaffen wurde, was wir nur durchleben werden. Das ist wahr, aber wir müssen noch etwas mehr wissen, um nicht zu Fatalisten zu werden.
Alles ist in Zweiheit, und es gibt nichts, was nicht in ihr wäre. Das fertige und feste Schicksal, das ist „der Wille Gottes“. Der zweite Pol zu ihm ist „der Wille des Wesens“, in unserem Falle „der menschliche Wille“. Das ist nur ein Gesetz über zwei Pole. Der menschliche Wille hat in dem gegebenen Willen Gottes seine freie Äußerung. Der Mensch erlebt sein gegebenes Schicksal nach seinen entwicklungsmäßigen Fähigkeiten, welche seiner Qualität entsprechen und was für welche er fähig ist zu bilden. Wie ist das im festgelegten Schicksal möglich?
Das Schicksal ist nicht flächig, sondern hat seine weiteren Dimensionen. Es setzt sich zusammen aus Ereignissen, die eng aneinanderliegen, sich diffundieren und wie Glasperlchen an einem Faden aufgezogen sind. Dieser Faden ist die Achse des Schicksals. Jedes schicksalhafte Geschehen hat noch seine Dimensionen, seine Form. Stellen wir uns vor, dass es z.B. in der Richtung nach oben in seiner Qualität besser und besser ist, und in der Richtung nach unten schlechter und schlechter, bis zum schlechtesten. Die Ereignisse liegen nicht nur mit ihrer Mitte auf der Schicksals-Achse, sondern jedes anders. Manches liegt auf der Achse mit seinem besseren Teil (es ist nach unten verschoben), so dass auf der Achse sein höherer, also besserer Teil liegt. Ein anderes liegt mit seiner Mitte an, ein anderes mit seinem schlechteren Teil. Wenn wir auf der Schicksalsachse gerade gehen würden, fänden wir jedes Ereignis in einer anderen Lage vor, und demnach in einer anderen Qualität. Weiter sind die Ereignisse mit unterschiedlichen Neigungen auf der Achse platziert, manches ist von vorne nach hinten geneigt, ein anderes steht senkrecht und ein anderes vielleicht schief, mit dem unteren Teil näher und dem oberen weiter. Das ist die Richtung von oben nach unten. Weiters nehmen die Ereignisse die Richtung vornhintere.
In jeder ihrer Positionen nähern oder entfernen sie sich mehr von den Nebenschicksalen, die an unserem gegebenen Schicksal eng anliegen und mit der Kraft ihrer Ereignisse beeinflussen sie unsere. Und so könnten wir uns das gegebene Schicksal und seine Ereignisse als verschieden lange Stäbchen vorstellen, von denen jedes an einer anderen Stelle durchbohrt (einige höher und einige niedriger) und auf einem Faden aufgefädelt ist, wo es verschiedene Positionen von oben nach unten und von vorn nach hinten einnimmt. Es bildet so etwas wie einen Igel mit Stäbchen nach allen Seiten und außerdem verschieden zerrüttelt.
Der Mensch mit seinem freien Willen durchschreitet diese Ereignisse so, wie er fähig ist, aber nicht auf der Schicksals-Achse. Er geht durch das Schicksal vielleicht ein Stückchen den Weg einer unregelmäßigen Spirale, eine Weile geht er im Zickzack, manchmal oberhalb der Achse, nach einer Weile geht er unterhalb der Achse, er geht von vorne nach hinten und so taumelt er immer in dem Schicksal.
Wenn er z.B. durch seine Einstellung und Entscheidung seinen Weg oberhalb der Achse aufhebt, durchschreitet er seine Geschehnisse mehr in ihrer besseren Qualität und verbessert sich seine Schicksalswahrnehmung. Wenn er seinen Weg unterhalb die Achse herabsetzt, durchschreitet er alle Ereignisse in ihrem schlechteren Wert, und in dieser Zeit empfindet er sein Schicksal als ein schwereres und schlechteres.
Aber bedenken wir in dieser Erwägung, dass die Ereignisse nicht mit der Mitte auf der Achse stehen, sondern dass manches höher und ein anderes niedriger liegt. Es geschieht also, dass der Mensch oberhalb der Achse hindurchgeht, also alle Geschehnisse verbessert, dass er aber auf eines stößt, das auch in dieser Höhe schlechter ist. Dieses Geschehnis steht mit seinem unteren Teil zur Achse gewandt und sein besserer Teil ist also hoch oberhalb der Achse. Dann erweist sich dieses Geschehnis dem Menschen verhältnismässig als ungünstig, indem es vielleicht katastrophal wäre, wenn er an es unterhalb der Achse anstieße. Manches Ereignis erreicht vielleicht beim Durchgang oberhalb der Achse nicht diesen Durchgangsweg, so dass ihn der Mensch übergeht. Ebenso umgekehrt.
Der Mensch entscheidet über sein Schicksal. Er bringt seinen freien Willen zur Geltung, der er in die Tat verwandelt, zu der er fähig ist. Das bedeutet, dass es darauf ankommt, wie sein Denken, seine Einstellung zum Leben, seine moralische Qualität ist, einfach auf welcher Stufe der Entwicklung er ist. Der Hellseher oder Astrologe kann den Durchschnitt des menschlichen Schicksals feststellen, und deshalb gehen manchmal einige Geschehnisse, die als sicher angesehen worden sind, in der Schicksalskundgebung nicht auf. Auch der Abgang des Menschen (sein leiblicher Tod) lässt sich nicht genau bestimmen, sondern nur wahrscheinlich. Der Tod tritt im Schicksal dann ein, wenn der Mensch auf ein sehr schweres Geschehen in dessen tiefstem, also schlechtestem Teil stößt. Aber solche Geschehnisse gibt es im Leben viele, hauptsächlich im Alter des Menschen, wenn sie pflegen zu einer gewissen Zeit mehr angehäuft zu sein. Mit dem leiblichen Tod endet nicht das Schicksal des Menschen, sondern es setzt sich fort. Der Mensch erlebt es nur ohne Leib und nach dieser Situation ein bisschen unterschiedlich. Deshalb gewinnt der Mensch nichts, der in schwierigen Lebenslagen freiwillig sein Leben beendet (durch Selbstmord). Meist ist es umgekehrt. Durch seine Tat senkt er den Schicksalslauf tief unter die Achse und es macht ihm dann viel Arbeit, um ihn wieder in die Höhe zu bringen. Selbstverständlich ist nicht eine Tat so wie die andere, auch wenn es so zu sein scheint. In solchen Situationen können wir nicht Richter des menschlichen Handelns sein. Es gibt auch Selbstmorde aus Gründen der Selbstaufopferung, wenn der Mensch weiß, dass, wenn er weiter leben würde, damit anderen Schaden zugefügt werden würde, oder in Fällen, wenn der Mensch sein leibliches Leben für andere oder höhere Ziele als Pfand gibt, selbst wenn er weiß, dass er dabei wahrscheinlich umkommt. Es gibt auch Selbstmorde, die uns als solche erscheinen, jedoch keine sind, da sie im Zustand der Sinnesverwirrung verübt werden. Auf diese Umstände soll sich der Mensch nicht versündigen, da er sich damit in seiner Wesens-Entwicklung vieles verderben könnte.
Das künftige menschliche Schicksal bestimmt nicht nur der Mensch alleine. Wie schon geschrieben wurde, sind daran mehrere Faktoren beteiligt. Es sind dies seitliche Einflüsse der Geschehnisse und der Menschen. Aber es gibt auch Geburten von entwicklungsmäßig sehr reifen Individuen, die zum Unterschied von anderen Menschen nicht geboren werden müssen, trotzdem aber geboren werden. Gewöhnlich müssen die Menschen reinkarnieren. Das ist eine Angelegenheit der Entwicklung, die Lebensgesetz und Lebenspuls ist.
Ein entwicklungsmäßig sehr reifes Wesen, welches schon seine Zugehörigkeit zu allem erkannt hat und welches sich schon als alles immer und überall seiend fühlt, also welches in großer Tiefe den Sinn des Lebens und dessen Geschehen verstand, wird manchmal deshalb geboren, um durch seine Gegenwart unter den Menschen in der Entwicklung behilflich zu sein und das gegenwärtige geistige Niveau dieser Ära zu heben.
Beispielsweise wird alle 2 000 Jahre ein solches Wesen in den Ärenwenden geboren. Das muss dann ein menschliches Schicksal annehmen, ein solches, wie zur Verfügung steht, mit allen seinen schweren Geschehnissen. Von menschlicher Sicht aus ist es ein Opfer, das es aber nicht als solches fühlt. Das wird doch für die Gesamtheit geschaffen, die es selbst ist, und hier besteht also dasjenige ideale Gleichgewicht in dem Begreifen des zentripetalen „Ich bin“ und des zentrifugalen „Alles“. Das ist das Symbol des Sinns des Lebens sowie auch des geistigen Entwicklungsweges.
Daher konnte auch Jesus, der derjenige war, der wusste, und in der Ärenwende geboren wurde, sagen: „Ich bin“ = ist der Weg, die Wahrheit und das Leben!
Dass diesen Ausspruch die Menschen später verzerrten, geschah aus Ermangelung des Begreifens des Sinnes dieses Ausspruchs, aber das ist eine andere Angelegenheit.
Der Mensch wird in eine solche Schicksalhaftigkeit geboren, in welche er gehört. Seine weitere Geburt, die aus Entwicklungsgründen erfolgt, bestimmt seine Qualität, die aus ihr hervorgehenden Taten, die Lebenseinstellung, weiter die seitlichen Einflüsse anderer Menschen, die zwischenmenschlichen Beziehungen usw. Wir können also sagen, dass alles, was der Mensch tut, zu ihm zurückkehrt. Das menschliche Tun in der gesamten Schicksalhaftigkeit muss ins Gleichgewicht gelangen. Die Ereignisse der einzelnen Schicksalhaftigkeiten werden vom Menschen mit Lebenskraft ausgefüllt. Es ist nicht egal, ob er sie zum Guten oder Schlechten dynamisiert, wenn das Gleichgewicht hergestellt werden soll. Der Mensch durchlebt sein Schicksal und hinterlässt in ihm eine gewisse Qualität. Dieses Schicksal währt aber in der Zeitlosigkeit. Es ist eine Handlung, die so aufbewahrt ist, wie die Musik auf dem Tonband. Jederzeit können wir sie neu abspielen, d.h. jederzeit können wir zu dieser Musik zurückkehren. Ebenso ist es mit dem Schicksal. Wir haben dieses Schicksal durchlebt. Wir sind von ihm weggegangen und für uns ist dieses Schicksal Vergangenheit. Aber das gilt nur für unser unvollkommenes Denken. Dieses Schicksal währt weiter. Es war hier, bevor wir in es eintraten, es wurde ständig durchlebt. Es wird immer hier sein und immer durchlebt werden. Die Wesen, die es durchlebt haben, hinterließen in ihm ihre Kraft. Es ist gleichzeitig das Schlechteste oder das Beste und auch ausgewogen, denn die Zeit gibt es nicht. Es hat seine qualitative Dimension, die nach uns in verschiedenen Zeiten unterschiedlich ist.
Wir sind z.B. die Zeit von Hitlers Konzentrationslagern durchgegangen. Für unser jetziges Wahrnehmen liegt diese Zeit hinter uns. Sie existiert aber. Diese fürchterlichen Schicksale existieren, wieder und wieder durchleben sie diejenigen und werden sie weiter durchleben, die sie sich verdienen, so, wie wir die Schallplatte wieder abspielen können, die wir schon gestern gespielt haben. Es sind diejenigen, die ähnliche Schrecken in den Schicksalhaftigkeiten durch ihr Böses herbeiführen. Und nicht nur in den menschlichen Schicksalhaftigkeiten, sondern auch in den Schicksalen anderer Wesen.
Oft höre ich, dass die Leute sagen: „Wie ist es möglich, dass Gott ein solches Übel zulässt?“ Sie erwägen nicht, dass der Mensch einen freien Willen hat und dass es gerade nur der Mensch ist, der imstande ist, ein solches Übel zu schaffen, und wenn er es vollzogen hat, es auch aufzehren muss. Es war eine harte Schule, die sich der Mensch vorbereitete, eigentlich welche ihm seine Unwissenheit vorbereitete. Wir stehen mit Schauder vor dem, was sich in solchen Konzentrationslagern abspielte. Aber dabei beachten wir überhaupt nicht, dass gerade jetzt nach diesen Erfahrungen, viele Leute unserer Zeit den anderen Geschöpfen wieder dasselbe schaffen. Errichtet denn der Mensch nicht auch solche Konzentrationslager und Todeslager, z.B. in den Großzuchteinrichtungen für Hühner und Schweine, in denen Tausende dieser Geschöpfe hinter Drähten auf ihren Tod warten? Ist das nicht jenes Konzentrationslager, dass der Mensch in seinem weiteren Schicksal auf sich nehmen muss? Es ist eine Tat des Menschen, es ist ein Ausdruck seiner Unvollkommenheit, die ihm Mitgefühl mit anderen Geschöpfen nicht gestattet hat. Taten und Haltungen wirft das Gesetz der Reflexion zurück, und so wird das weitere Schicksal des Menschen auf seinem Entwicklungswege ausgesucht. Der Mensch muss den Wert des Lebens und seine Zusammengehörigkeit mit den anderen Geschöpfen begreifen, um weiter und höher schreiten zu können. Wie soll ihm das aber ins Bewusstsein gebracht werden, wenn er selbst nicht fähig ist, die Problematik zu durchdenken und sie sich zu begründen?
In vergangenen Zeiten gab es hier zwei Lehren. Scheinbar standen sie sich gegenüber. In einer Lehre wurde unter anderem behauptet, dass der Mensch in künftigen Leben zurück zu Tieren geboren werden kann. Das wurde wahrscheinlich so begründet, wie gerade beschrieben. In der zweiten Lehre wurde behauptet, dass der Mensch sich nicht zurück ins Tier inkarnieren kann, weil seine Entwicklungsform komplizierter und vollkommener ist.
Weil die psychische Form mit ihrer Kompliziertheit der körperlichen entsprechen muss, also ihr körperliches Gegenstück in der materiellen Sphäre auf dem Gebiete der körperlichen Form und Verhältnisse sein muss, kann sich das komplizierte psychische Gebilde mit dem weniger komplizierten, entwicklungsmäßig niedrigerem materiellen Gebilde, d.h. mit dem Körper eines niedereren Geschöpfes nicht verbinden.
Das ist wahr. Aber die anderen haben auch recht. Der Mensch muss doch durch Wiedergutmachen das begreifen, was er sonst nicht begreifen kann. Widersprechen sich die beiden Lehren? Nein, beide haben Recht. Wie ist das dann also?
Einmal erlebte ich so eine Vision. Ich sah einen Menschen, der einen Frack trug, ich wusste aber, dass er unter dem festlich aufgebügelten Anzug einen schmutzigen Körper hatte. Dieser Mensch kam zu einem Fluss, in dem er sich reinigen sollte. Selbstverständlich stieg er nicht angezogen hinein. Er zog sich aus, ließ die Kleidung am Ufer liegen, trat in den Fluss und wusch sich, und als er dann sauber und trocken war, zog er sich wieder den Frack an, machte sich zurecht, und war so wie früher, nur noch dazu sauber.
Ein Mensch, der zurück in niedere Wesen geboren werden muss (und das ist gegenwärtig der größte Teil der Menschheit), kann dort nicht in der vollen menschlichen Wesenheit geboren werden, sondern nur mit den Komponenten, die diesem Entwicklungsgeschöpf entsprechen. Die übrigen, welche darüberhinaus sind, behält er vorläufig in seinem Unterbewusstsein. Wenn er alle niederen Geburten abstattet und aus ihnen eine Lehre zieht, nimmt er die vorübergehend Abgelegten wieder auf sich (welche er vorläufig im Unterbewusstsein nicht wahrnahm), um wieder der selbe Mensch zu werden, welcher er vorher war, aber reiner und vollkommener. Darum hat die Lehre recht, die besagt, dass der Mensch nicht in niedere Geschöpfe zurück inkarnieren kann. Dort wird nicht der Mensch inkarniert, sondern nur ein Teil von ihm. Die andere Lehre, die besagt, dass wir in niedere Geschöpfe geboren werden können oder müssen, hat auch Recht, wie ich soeben erläuterte. Das Inkarnieren in niedere Geschöpfe ist kein Weg zurück, sondern nur eine Abbiegung aus Lehrgründen, die schmerzt und die Entwicklung verzögert. Was kann man aber mit solchen Menschen machen, die sich auch eine solche selbstverständliche Tatsache nicht durchdenken, nicht begründen, zu den anderen keine richtige Stellung einnehmen und nicht danach handeln.
Das Schicksal ist gegeben, seine Handlung ist fest, es hat aber seine Dimensionen, in denen sich das Wesen durch seine Entscheidungen frei bewegen kann. Weiter wollen wir uns vorstellen, dass jedes Ereignis eine andere Weite hat. Mit dieser nähert es sich, trifft oder kreuzt ein anderes Ereignis des Nebenschicksals. Mehr oder weniger beeinflusst es, oder umgekehrt – wird selbst von ihm beeinflusst. Bei einer größeren Ausscherung kann der Mensch mehr oder weniger von der Nebenschicksalhaftigkeit angehalten werden, oder er hält sie selbst an. Die Achse des eigenen Schicksals hat aber ihre Kraft, mit der sie ihr Wesen festhält, und auch wenn es sich ausschert, zieht sie es zurück.
Der Mensch ist hier wie an einem Gummiband. Je mehr Kraft er aufbringt, um von der Achse seines Schicksals abzuweichen, umso größer wird die Zugkraft, mit der er zurückgezogen wird. Zum besseren Verständnis führe ich die folgende Vision an:
Ich sah einen verschneiten Berg, auf welchem von oben nach unten eine Rinne führte. In ihr fuhr ein Skifahrer runter. Sein Weg war durch diese Rinne vorbestimmt, die an beiden Seiten sanfte Abhänge hatte. Die Mitte der Rinne war holprig, und deswegen wollte der Skifahrer nicht ständig in der Mitte fahren. Manchmal wich er zum Abhang nach rechts, nach einer Weile wieder nach links aus. In der Mitte fuhr er bequem, aber jedesmal wenn er an die Seite abwich, musste er viel Kraft aufbringen, um sich auf dem Abhang halten zu können. Bald wurde er schlaff und rutschte wieder in die Mitte der Rinne zurück.
So ist es mit dem menschlichen Schicksal. Der Mensch bemüht sich manchmal mit ganzer Kraft auszuweichen. Für eine kurze Weile kann ihm dies zum Teil gelingen, aber er muss dafür mehr bezahlen, als er daraus Nutzen hätte.
Es war einmal ein Mensch, welcher im Schicksal die Armut hatte. Er empörte sich dagegen. Er stahl einen größeren Geldbetrag, aber er freute sich damit nicht lange, er wurde aufgedeckt, kam um das Geld und verschlechterte sich für lange Zeit seine Schicksalhaftikgeit.
Und wie ist in der Schicksalhaftigkeit zu entscheiden? Wenn wir uns bewusst werden, dass „Ich“ alles bin, auch wenn ich mich in der gegenwärtigen (vorläufig so ungefähr in der mittleren) Entwicklungphase nicht so fühle, dann weiß ich, dass, wo immer und wann immer im Schöpfungswerk eine Unvollkommenheit vorliegt, es meine Unvollkommenheit ist. Dann ist es richtig, im Schöpfungswerk eine positive Komponente zu sein, dass ich später eine ausgewogene Komponente werden kann. Um sich herum Gutes tun. Wenn ich vorbei einer Pfütze komme, in die eine Biene fiel, ziehe ich sie heraus. Versetze sich jeder selbst in die Lage eines anderen Menschen, eines Tieres, einer Pflanze. Stelle dir vor, dass du die Biene im Wasser bist, die das Leben genauso gern hat wie du. Und ihr Leben ist doch geich wertvoll wie das deinige. Hilf ihr, damit auch dir irgendwann geholfen werden kann. Sei kein destruktives Geschöpf. Das ist eine Eigenschaft, die der niederen Entwicklungsphase vorbehalten ist. Ihr Gegenpol ist konstruktiv. Beide sollten sich das Gleichgewicht halten, was auch bei höheren Formen geschieht, das sich aber vorläufig bei uns noch nicht auf das Leben bezieht.
Ein lebendes Wesen kann vernichtet werden, aber es ist nicht möglich, ein Totes wiederzubeleben. Daher vernichte also niemals die Leben. Töte nicht und gib niemals Anlass zum Töten.
Diese Wahrheit kannten die großen geistigen Führer und teilten sie der Menschheit mit. In höheren, nicht deformierten Glaubenslehren ist an erste Stelle die Ablehnung des Fleischgenusses
gestellt. Und das ganz mit Recht.